Entstehung und Entwicklung der Kirchengemeinde Raisdorf
Raisdorf war früher ein Außenbezirk der Fleckenkirche Preetz. Die Zahl der Dorfbewohner wuchs im Laufe der Zeit auf ca. 800 an. Während des 2. Weltkrieges wurden in Raisdorf zwei große Barackenlager eingerichtet. Eines der Lager wurde auf dem Gelände gegenüber der heutigen später entstandenen St.-Martins-Kirche errichtet. Dieses Lager erhielt den Namen "Lager Karkkamp" .
Nach dem Krieg wurden im Lager Karkkamp Flüchtlinge untergebracht. Kirchlich wurde Raisdorf von Preetz aus mitversorgt, 14tägliche Gottesdienste und wöchentlich Konfirmandenunterrichte wurden in den Schulen gehalten, Amtshandlungen und Konfirmationen in der Stadtkirche zu Preetz.
Zum 1. November 1947 wurde Pastor Rudolf Fitzner mit einem kommissarischen Auftrag für die 4. Pfarrstelle Preetz betraut. Zu dieser Pfarrstelle gehörte neben turnusmäßigen Gottesdiensten an der Stadtkirche Preetz die Versorgung des Kreiskrankenhauses Preetz und des Außenbezirkes Raisdorf.
Er trat seinen Dienst in Raisdorf am 9. November 1947 in einem Gottesdienst in der alten Schule am Dorfplatz an. Die Gottesdienste wurden 14täglich gehalten, ebenso die Kindergottesdienste, Konfirmanden-unterrichte wöchentlich in den Schulen Raisdorf Rosenfeld und Lilienthal.
Allmählich wurde die Dorfschule in Raisdorf für die Gottesdienste zu eng, und man musste ausweichen. Das Gasthaus "Stammerjohann" bot sich dafür an. Zu großen Festtagen wie Erntedankfest und Weihnachten wurden die Gottesdienste und Krippenspiele in das größere Gasthaus "Rosenheim " verlegt.
Im Jahre 1949 gelang es, die große Speisebaracke im "Lager Karkkamp" zu pachten. Der große Essraum wurde von Ersparnissen zu einem schlichten gottesdienstlichen Raum hergerichtet. - Man hatte für den Bezirk Raisdorf lange gespart, um dort eine kleine Kirche bauen zu können. Das Geld reichte nur für das Nötigste.
Am 28. August 1949 konnte Propst Kobold aus Preetz die St.-Martins-Kapelle im Lager "Karkkamp" einweihen. Am 9. Mai 1950 konnte die Pastorenfamilie Fitzner in das Raisdorfer "Pastorat" einziehen und sich nun viel umfangreicher der Gemeindearbeit widmen.
Reverend Eastwood, ein englischer Offizier, der im zivilen Leben Pastor war, sorgte dafür, dass die St.-Martins-Kapelle eine Glocke bekam. Durch seine Vermittlung wurde die Schiffsglocke des Kreuzers SMS "Stralsund" umgewidmet und der Kirchengemeinde geschenkt. Viele Männer aus dem Lager halfen bei den Erdarbeiten und dem Aufstellen des Holz-Glockenstuhles, dessen Nachbildung heute errichtet durch den SHHB-Schwentinental am Eingang des St.-Martins-Weges zu sehen ist.
Am 1. Advent 1955 konnte die ,,St.-Ansgar-Kapelle zu Wildenhorst", die bis heute von Raisdorf aus betreut wird, eingeweiht werden.
Raisdorf bekam am 23. August 1959 eine eigene Gemeindeschwester. Die Aufgaben wuchsen von Jahr zu Jahr.
Am 1.1.1965 schließlich wurde die Kirchengemeinde von Preetz unabhängig - die Geburtsstunde der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Raisdorf.
Am 1. 11.1967 übernahm Pastor Heuck die Pfarrstelle. Das Angebot für Jugendliche und Senioren wurde weiter ausgebaut. Dies fand seine logische Fortsetzung im Bau des Evangelischen Kindergartens 1969 in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße. Dem folgte 1969 ein neues Pastorat und ein Gemeinderaum gegenüber der St-Martins-Kirche.
Die Aufgaben wuchsen weiter und dem wurde durch den Bau eines zweiten Pastorats und des Gemeindezentrums HAUS DER KIRCHE am Fernsichtweg Rechnung getragen. Es wurde eine zweite Pfarrstelle eingerichtet, mit deren Verwaltung am 1.1.1972 Pastor Heinz Regel betraut wurde, der dann im Dezember als Pastor in die Kirchengemeinde eingeführt wurde. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Jugend aus der auch die Partnerschaft mit Schöneiche noch zu DDR-Zeiten hervorging.
1974 löste der junge Pastor Schroedter Pastor Heuck ab. Es wurden viele Fahrten für Jugendliche und Kindermusikfreizeiten durchgeführt. Ab 1976 führten Fahrten mit der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste in die ehemaligen Konzentrationslager Stutthof, Auschwitz, Majdanek und in das Kinderkrankenhaus Warschau. Im Mittelpunkt der Arbeit stand die Aufarbeitung der Geschichte, die Versöhnung und die Fragestellung der Entwicklung in eine gemeinsame Zukunft.
Ende der siebziger Jahre bekannte man sich zur Verantwortung für die 3. Welt. Erste Kontakte entstanden und als Resultat wurde die Partnerschaft mit Uganda - Diözese West-Ankole (Rukararwe)begründet. Eine Partnerschaft, die bis zum heutigen Tage eine intensive Fortsetzung gefunden hat.
In der Erkenntnis der Probleme der Dritten Welt und der Ausbeutung durch die Industrienationen, wurde 1985 der Weltladen in Raisdorf aus der Taufe gehoben, der für "Fair Trade", "Hilfe zur Selbsthilfe" und Engagement sozialer Projekte steht.
Weiterhin spielt die Kinder- und Jugendarbeit eine wichtige Rolle im Gemeindeleben. Auch hier wurden neue Wege beschritten, um auf die gesellschaftlichen Entwicklung und den damit verbundenen Problemen gerecht zu werden. Dabei spielt der Raisdorfer Kindergarten eine wichtige Rolle, der als Vorreiter der Waldkindergärten gilt.
Am 28.10.2012 konnte am HAUS DER KIRCHE im Fernsichtweg der neue Evangelische Kindergarten eingeweiht werden.

Gottesdienste wurden zuerst in der Alten Schule am Dorfplatz und danach im Gasthof Stammerjohann (heute steht hier das Jugendheim am Bahnhof) durchgeführt.

Blick auf das Lager Karkkamp. Im Vordergrund das Hotel Rosenheim. Oben am Bildrand das längliche Gebäude ist die St.-Martins-Kapelle.

St.-Martins Kirche um 1960. Der Friedhof war schon vor dem Kirchenbau vorhanden.

St-Martins-Kirche heute.
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