Rückblicke:
KITA-Projekt / Frühjahr 2019
Unser Kita Projekt im Frühjahr 2019
„...vom Trauigsein und getröstet werden...”
Wir nehmen uns Zeit für unsere Traurigkeit und
wir entdecken was uns tröstet auf unserem Friedhof!
I. Wir schauen einen Film in der St. Martins Kirche
„Leb wohl, lieber Dachs”
„...vom Trauigsein und getröstet werden...”
7 Min., Animationsfilm
(Deutschland 2003 Produktion für die Sendung mit der Maus)
Kurzcharakteristik
Animationsfilm in enger Anlehnung an das im Annette-Betz-Verlag erschienene gleichnamige Bilderbuch, das schon lange als Klassiker gilt. Thema ist der Tod des alten Dachses und die Trauer seiner (Tier-)Freunde, die schließlich im Teilen von fröhlichen, lebensbejahenden Erinnerungen mündet. Bewertung
Altersgerecht für Kindergarten und Vorschule spielt die Geschichte im Tierreich. Durch ihre Kürze – nur sieben Minuten – ist sie leicht und vielseitig einsetzbar. Möglichkeiten der Identifikation wie auch der Distanzierung sind damit gegeben; der Phantasie bleibt viel Spielraum. Symbole und Metaphern aus dem Alltag – wie etwa Tages- und Jahreszeiten, der „Lange Tunnel” etc. – machen die Thematik anschaulich. Schwungvolle Bewegungsabläufe, warme Farben, pfiffige Figuren und humorvolle Szenen sorgen für Lebendigkeit und nehmen die Angst vor einem in unserer Gesellschaft tabuisierten Thema. Eine Deutung des Todes wird unaufdringlich angeboten, aber Raum für eigene Vorstellungen gelassen (siehe Schluss). Die Überarbeitung der Textvorlage – vor allem Umstellung von Sätzen und stilistische Glättung – führt zu dem seltenen Ergebnis, dass der Film insgesamt das Buch an Gelungenheit noch übertrifft. Zugänge zum Thema
Der Protagonist Dachs ist eine ideale Projektionsfigur. Als Tier und durch sein hohes Alter sowie seine zunehmende Gebrechlichkeit und seinen natürlichen Umgang mit dem Sterben erleichtert er dem Zuschauer die Akzeptanz seines Todes. Sein liebenswertes Wesen, seine Hilfsbereitschaft und seine allgemeine Beliebtheit machen ihn zum Prototyp des liebevollen Großvaters bzw. der altersweisen, gütigen Bezugsperson. Der Traum vom „Langen Tunnel” bietet eine tröstliche Vorstellung vom Tod, weil Alter, Schmerzen und Gebrechen offensichtlich weggenommen sind und die betreffende Person jetzt unbeschwert in einer anderen Wirklichkeit weiterlebt. Ausdrücklich als Traum beschrieben, lässt er dennoch Raum für Phantasie und alternative Vorstellungen, verzichtet also auf eine kategorische Deutung. Die Trauer der Freunde bietet Möglichkeiten der Identifikation und Gestaltung. Einzelne Szenen unterstreichen, dass nach einem Todesfall im Freundes- oder Familienkreis sehr häufig von den einzelnen Mitgliedern unterschiedlich getrauert wird und dies normal ist.
Die Tiere kommen in ihrer Trauer tatsächlich weiter, indem sie wieder zusammenfinden und Erinnerungen an den Dachs teilen. Dadurch wird der Fokus wieder auf das Leben und auf das, was bleibt, gerichtet. Aus der Erstarrung der ersten Zeit in der Trauer finden die Tiere wieder zur Lebendigkeit und zu ihren Ressourcen zurück. Der Dachs ist damit nicht vergessen: Er erhält einen neuen Platz in der Erinnerung seiner Freunde.
II. Gespräch
Kindern erzählen von ihren Erlebnissen
„...vom Trauigsein und getröstet werden...”
Es wird deutlich, dass es in unserer Gesellschaft , ebenso bei den Kindern unterschiedliche Vorstellungen vom Tod gibt. Traurigsein nach Verlust (nicht nur durch Tod) gehört zum Alltag der Kinder: Wann warst du in letzter Zeit einmal traurig? Wie hat sich das angefühlt? Was hat dir dabei geholfen? Wie geht es dir, wenn andere Menschen traurig sind? In der Fachwelt herrscht heute Einigkeit darüber: schon kleinste Kinder zeigen Trauerreaktionen. Trauer ist eine gesunde seelische Reaktion – eine Art seelischer Wundheilungsprozess – und hilft Menschen jeden Alters nach einem Verlust, wieder ihre innere Balance zu finden. Erinnerungen können trösten.
Darum gehen wir auf die Suche nach Erinnerungsbildern auf unserem schönen Friedhof und entdecken hier Erinnerungsbilder als Trostbilder auf den Grabsteinen.
III. Friedhofsralley
Kinder entdecken „Trostbilder” auf den Grabsteinen
IV. Hintergrundinformation
Todesverständnis nach Altersgruppen
- Kleinkinder
empfinden bereits Verluste, können aber mit Sterben und Tod noch nichts anfangen. Wichtig ist die Zuwendung auf geäußerte Verlustgefühle.
Im weiteren Entwicklungsverlauf erleben Kinder, dass Pflanzen und auch Tiere sterben können, halten das aber für eine vorübergehende Erscheinung. Daraus können Trennungsängste entstehen, denen man mit Verlässlichkeit begegnen sollte. - Kindergartenkinder
wissen vom Tod, meinen aber oft, dass er sich mit dem Leben abwechselt. Tod weckt ihre Neugier. Sie bringen Erwachsene leicht mit direkten und unbefangenen Warum-Fragen aus der Fassung.
Im Verlauf der weiteren Entwicklung beginnen Kinder darüber nachzudenken, was nach dem Tod ist. Wie es ist, wenn der Körper zerfällt. - Grundschulkinder
beschäftigen sich mit Unsterblichkeit, mit den Geheimnissen von Leben und Tod, mit der Seele.
Beim nächsten Entwicklungsschritt begreifen Kinder, dass der Tod auch sie treffen kann und dass er unumkehrbar ist. Sie fragen nach dem Sterben und dem Tod. - Nach der Grundschule
nähert sich die Bedeutung des Todes für Kinder den Erwachsenen an. - Mit dem Teenageralter
gewinnen religiöse und philosophische Überlegungen an Bedeutung. - Jugendliche
verdrängen zum Teil den Gedanken an den Tod und geben sich meist "altersgerecht" cool.
Anmerkung:
Seit über 25 Jahren bin ich mit Kindern (wie Jugendlichen und Erwachsenen) im Gespräch über den Tod und die Trauer; stets gemeinsam sind wir auf der Suche: Was tröstet mich?
Gerne habe ich auch für Sie und Ihre Fragen ein offenes Ohr: 0177-1422724.
Ihre Pastorin Andrea Noffke