Geistliches Wort zum Sonntag Jubilate, den 3. Mai

Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Gemeinde,

Der 23.Psalm. Wie gern hätte ich den heute bei der Konfirmation meiner Konfirmandinnen und Konfirmanden gelesen.
Stattdessen mussten wir die ganze Konfirmation wegen Corona bis auf Weiteres auf unbestimmte Zeit verschieben, weil völlig offen ist, wann wir sie feiern können.

Meinen Konfirmanden habe ich geschrieben: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.  Feiern werden wir euch und eure Konfirmation in jedem Fall. Und trotzdem ist das schade und tut es mir wirklich Leid diese schöne Feier, auf die wir uns alle schon so gefreut haben, zu verschieben.
Gleichzeitig tröstet mich in dieser Situation der 23.Psalm:

„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
Mir ist, als bekomme ich durch diese Worte plötzlich einen längeren Atem. „Mein Leben lang…bleiben im Hause des Herrn …immerdar.“
Was ist schon ein einziger Tag in einem langen Leben, erst recht in der Ewigkeit Gottes. Weniger als ein Hauch.
Es kommt ja wohl doch auf das Leben als Ganzes an - selbst der festliche Moment einer Einsegnung, so wichtig und stärkend der ist, ist vielleicht auch nur eine Etappe auf einer hoffentlich langen Lebensstrecke.

Auch wenn niemand weiß, wieviel Zeit uns hier auf Erden tatsächlich gegeben ist. Die Erfahrungen der vergangenen Wochen machen uns ja auch unsere eigene Vergänglichkeit und Endlichkeit wieder bewusst.

Wichtig ist dem Verfasser des 23. Psalms das Vertrauen auf Gott.

Dass Gott bei uns, bei mir und an meiner Seite ist, immer und überall ,ein Leben lang.

„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“

Vielleicht merke ich das sogar heute, morgen oder erst später – aber immer wieder.

Für manche Menschen ist es hilfreich ein kleines Glücks- oder Danktagebuch zu führen, um dort hineinzuschreiben, wofür sie heute an diesem Tage dankbar sind,  was schön war oder gut getan hat. Erstaunlicher Weise sind es oft die kleinen,  unscheinbaren Dinge, die plötzlich wahrgenommen werden und wichtig sind:

Die heiße Tasse Tee, die ich mir nach einem zermürbenden Heimunterrichts- Vormittag gönne, der Spaziergang an der frischen Luft, das Glitzern des Wassers unter strahlend blauem Himmel, der Regen nach langer Trockenheit, ein kurzes Gespräch mit der Nachbarin oder ein freundlicher Blick, ein kleiner Gruß oder auch eine Maske , die mir eine nähfreudige Bekannte plötzlich schenkt und schickt, nachdem ich mir schon den Kopf zerbrochen habe, wo ich so ein Ding denn nun herbekomme…  

Jeder mag für sich selbst einmal innehalten und diese Liste, mit dem, was heute für sie oder ihn gut war, ergänzen.

Manchmal ist ganz erstaunlich, was ich da plötzlich mitten in dieser furchtbaren Corona-Krise an positiven Momenten und Impulsen entdecke. Immerhin.

Mich tröstet am 23.Psalm aber vor allem der Gedanke, dass Gott immer und überall bei mir ist, dass er mich führt „auf einer grünen Aue…zum frischen Wasser… auf rechter Straße …im finstern Tal.“ Gott ist bei mir und führt mich. „ Er erquickt meine Seele… und tröstet mich… er bereitet mir einen Tisch ... und schenkt mir voll ein.“

Es tut einfach gut diese Verheißung zu hören und sich dadurch getragen und gehalten zu fühlen. Was auch immer geschieht.
„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich.“
Gut, dass Gott auch dann - gerade dann bei mir ist, wenn alles dunkel und schwer und aussichtlos scheint, um mich zu tragen, um mir zu helfen und mich zu trösten.

Ein sehr lieber Mann hat mir jedes Mal, wenn ich ihn besucht habe, zum Abschied gesagt: „Ich kann nicht tiefer fallen, als in Gottes Hand “ oder hat zur Erinnerung an dieses Wort seine Hand zu einer liebevollen, haltenden Geste geformt.

Als er dann starb, musste ich an dieses Wort und an diese kleine Geste denken.

Das hat mir dann auch selber Mut gemacht und mich angesichts seines Todes getröstet. Es hat mich mit ihm und für ihn darauf hoffen lassen, dass er nun bei Gott geborgen und in seiner Hand gut aufgehoben ist.

Mir tun die Worte des 23. Psalms einfach gut.

Als ob diese Worte den Trost, von dem sie erzählen, auch mit sich bringen. Als ob der Trost, von dem hier gesprochen wird, sich selber Raum schafft in mir.

„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang“.
Mein Leben lang.

So gesehen können wir dann auch die Konfirmation, so schade das ist, auf später verschieben. Und dann ganz bestimmt festlich, fröhlich und guter Dinge in die Kirche einziehen.

Darauf freue ich mich schon jetzt und heute!

Herzliche Grüße und Gott befohlen,

Ihre und Eure Anke Pfeifer

 

P.S. Wer noch mehr über den guten Hirten erfahren will, möge sich die Predigt von Pastor Fredt Winkelmann zum letzten Sonntag durchlesen. 

 

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